Carlos Alcaraz hat seine Vormachtstellung gegenüber Jannik Sinner im Herrentennis eindrucksvoll untermauert. In einem mit Spannung erwarteten Finale der US Open besiegte der Spanier seinen italienischen Rivalen am Sonntag mit 6:2, 3:6, 6:1 und 6:4. Für Alcaraz ist es der zweite Titel in Flushing Meadows und sein insgesamt sechster Grand-Slam-Sieg. Mit diesem Erfolg löst der 22-Jährige den 24-jährigen Sinner auch wieder an der Spitze der Weltrangliste ab.

Ein Match mit klaren Machtverhältnissen

Von Beginn an ließ Alcaraz keinen Zweifel daran, dass er die Niederlage im Wimbledon-Finale vor weniger als zwei Monaten wettmachen wollte. Unter dem geschlossenen Dach des Arthur Ashe Stadiums – eine Maßnahme wegen Regens früher am Tag – agierte der als Nummer zwei gesetzte Spanier druckvoller und präziser. Vor allem mit seiner brachialen Vorhand diktierte er die Ballwechsel und zwang den Titelverteidiger Sinner immer wieder zu Fehlern. Sinner, der im Halbfinale leichte Probleme mit der Bauchmuskulatur hatte, fand erst im zweiten Satz zu seinem Spiel und konnte diesen für sich entscheiden. Es war jedoch der einzige Satz, den Alcaraz im gesamten Turnierverlauf abgeben musste. In den Sätzen drei und vier zog Alcaraz das Tempo wieder an und ließ Sinner kaum noch Chancen. Die Statistik spricht eine klare Sprache: Am Ende standen 42 Winner für Alcaraz nur 21 von Sinner gegenüber.

Die Dominanz einer neuen Tennis-Ära

Das Finale war das dritte Aufeinandertreffen der beiden Rivalen in einem Grand-Slam-Endspiel in Folge – ein Novum in der Tennisgeschichte. Alcaraz und Sinner haben die letzten acht Grand-Slam-Trophäen unter sich aufgeteilt und dominieren die Tour nach Belieben. Mit diesem Sieg baut Alcaraz seine Führung im direkten Duell auf 10:5 aus und liegt nun auch bei den Major-Titeln mit 6:4 voran. Die Überlegenheit des Duos gegenüber dem Rest der Welt zeigt sich auch in Sinners Bilanz der letzten beiden Jahre: Gegen Alcaraz hat er eine Statistik von 1:7, gegen alle anderen Spieler steht er bei beeindruckenden 109:4.

Prominenz auf der Tribüne und Verzögerungen

Für Aufsehen sorgte auch die Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump, der das Match aus einer Sponsorenloge verfolgte. Seine Präsenz führte zu erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, weshalb sich der Spielbeginn um rund eine halbe Stunde verzögerte, da tausende Fans noch vor den Eingängen warteten. Als Trump auf den Videoleinwänden gezeigt wurde, erntete er eine Mischung aus Applaus und Buhrufen aus dem Publikum. Seit Bill Clinton im Jahr 2000 war kein amtierender US-Präsident mehr bei dem Turnier zu Gast.

Ein Rekordpreisgeld mit steuerlichen Abzügen

Der Sieg bei den US Open bringt Carlos Alcaraz nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch ein Rekordpreisgeld in Höhe von 5 Millionen US-Dollar. Allerdings geht ein erheblicher Teil davon direkt an die US-Steuerbehörden. Als Spitzenverdiener unterliegt Alcaraz dem höchsten Bundeseinkommensteuersatz von 37 %, was einer Abgabe von etwa 1,7 Millionen Dollar entspricht. Zusätzlich wird die Steuer des Bundesstaates New York in Höhe von 9,65 % fällig. Nach Abzug aller Steuern und vor Berücksichtigung von Ausgaben für sein Team, Reisen und Unterkunft dürfte sein Nettoertrag näher bei 2,5 Millionen Dollar liegen. Ein Steuerabkommen zwischen Spanien und den USA stellt jedoch sicher, dass er die Einnahmen in seiner Heimat nicht noch einmal versteuern muss.

Ausblick auf die kommenden Aufgaben

Für Carlos Alcaraz gibt es nach diesem Triumph nur eine kurze Pause. Sein nächster Auftritt ist beim Laver Cup geplant, der vom 19. bis 21. September in San Francisco stattfindet. Dort wird er für das Team Europa an den Start gehen, an der Seite von Spielern wie dem Weltranglisten-Dritten Alexander Zverev, Holger Rune (ATP 11), Casper Ruud (ATP 12) sowie den aufstrebenden Talenten Jakub Mensik (ATP 16) und Flavio Cobolli (ATP 26).