Shane van Gisbergen stand am Sonntag ganz oben auf dem Siegerpodest des Viva Mexico 250 im weltbekannten Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko-Stadt – ein traditioneller Sombrero auf dem Kopf, Champagner in der Hand. Mit seinem Sieg krönte er nicht nur ein starkes Rennen, sondern auch ein historisches Wochenende für den NASCAR-Cup – dem ersten offiziellen Punkte-Rennen außerhalb der USA seit einem halben Jahrhundert.

Trotz einiger logistischer Hürden zu Beginn der Woche wurde das Rennwochenende allgemein als voller Erfolg bewertet – von den Organisatoren, den Teams, den Fahrern und nicht zuletzt von den begeisterten Fans vor Ort.

Die Tribünen waren voll, die Stimmung elektrisierend. Die mexikanischen Fans zeigten sich informiert, leidenschaftlich und feierten die anwesenden Stars mit echter Hingabe. Ob Todd Gilliland (Front Row Motorsports), Michael McDowell (Spire Motorsports) oder Bubba Wallace (23XI Racing) – überall, wo sich die Fahrer aufhielten, begleiteten sie große und lautstarke Fangruppen.

Ganz besonders im Fokus stand jedoch Daniel Suárez, der einzige mexikanische Fahrer in der NASCAR Cup Series. Seit Monaten hatte er sich mit Herzblut für das Event in seiner Heimat engagiert – und wurde von der Menge wie ein Superstar empfangen. Überall wurde sein Name gerufen, Fans trugen seine T-Shirts, hielten Schilder hoch und folgten ihm auf Schritt und Tritt.

Einen besonders emotionalen Moment erlebte Suárez unmittelbar vor dem Start, als er gemeinsam mit seiner Familie auf der Startlinie stand und mit einem Kinderchor die mexikanische Nationalhymne sang. Seine Rührung war deutlich zu spüren.

Auch sportlich konnte Suárez überzeugen: Am Samstag gewann er das Xfinity-Series-Rennen auf seiner Heimstrecke und zeigte auch am Sonntag im Cup-Rennen eine starke Leistung. Obwohl er letztlich nur Platz 19 belegte, fühlte es sich für viele Fans wie ein Sieg an.

„Alles an diesem Wochenende hat meine Erwartungen übertroffen – die Menschen, die Fans, die Sponsoren, die Energie“, erklärte Suárez. „Ich hatte Erwartungen, was die Veranstaltung betrifft, nicht unbedingt das Ergebnis – aber ich kann mit Überzeugung sagen, dass sie übertroffen wurden. Ich bin einfach nur glücklich und dankbar. Ich hoffe, wir können das noch viele Male wiederholen.“

Diese Begeisterung war in vielen Aussagen rund um das Event zu spüren. NASCAR-Legende und Hendrick-Motorsports-Vizepräsident Jeff Gordon zeigte sich vor dem Rennen ebenfalls beeindruckt. In Anlehnung an das spanischsprachige Publikum gab er sogar den Startbefehl mit einem humorvollen „Pilotos, start your engines!“.

„Hört euch einfach die Fans an“, sagte Gordon. „Es gibt so viele Menschen, die NASCAR live erleben möchten. Für internationale Partnerschaften ist das eine riesige Chance. Und die Leidenschaft der Fans hier in Mexiko ist einfach mitreißend – genau deshalb sind wir hier.“

Auch NASCAR-Vizepräsident Ben Kennedy wollte zwar noch keine feste Zusage für ein Wiedersehen im nächsten Jahr machen, zeigte sich aber sichtlich zufrieden. Er sprach von einer „wichtigen Lernkurve“ in Sachen Organisation, lobte aber gleichzeitig die emotionale und kulturelle Bedeutung des Events. Immerhin stammten laut seinen Angaben 90 Prozent der Zuschauer aus Mexiko, 44 Prozent allein aus der Hauptstadt.

„Das heute war mehr als nur ein Rennen“, sagte Kennedy. „Es war ein historischer Moment – für NASCAR, für Mexiko, für den globalen Motorsport und für alle, die dazu beigetragen haben, dass dieses Event Realität wurde.“

Die große Frage am Sonntagabend lautete nun: Wird NASCAR 2026 erneut in Mexiko-Stadt antreten? Kennedy ließ sich diesbezüglich noch nicht in die Karten schauen, bestätigte aber, dass die Planungen für den neuen Kalender bereits laufen. Die Chancen auf ein Wiedersehen stehen – nicht nur aufgrund der Begeisterung der Fans – jedenfalls gut.