
Der zweite Spieltag der US Open in New York bot eine Mischung aus emotionalen Momenten und unerwarteten Ergebnissen. Im Mittelpunkt stand der Auftritt der Tennis-Legende Venus Williams, während bei den Damen eine der Favoritinnen überraschend die Heimreise antreten musste.
Trotz Niederlage: Stehende Ovationen für Venus Williams
Dass Venus Williams ihr erstes Grand-Slam-Match seit zwei Jahren verlor, war am Montagabend letztlich nebensächlich. Die 45-jährige Amerikanerin, die damit auch ihr letztes Spiel der Saison 2025 bestritt, unterlag der als Nummer 11 gesetzten Karolína Muchová mit 6:3, 2:6 und 6:1. Doch das Ergebnis stand nicht im Vordergrund. Die tausenden Zuschauer im Arthur Ashe Stadium feierten jeden gelungenen Schlag der Tennis-Ikone und zollten ihrer außergewöhnlichen Karriere Tribut. Nach dem Matchball verabschiedeten sie Williams mit minutenlangen stehenden Ovationen vom Platz.
Auch für Williams selbst schien der sportliche Ausgang nicht das Wichtigste zu sein. Sie ist mit 45 Jahren die älteste Einzelspielerin in Flushing Meadows seit 1981. Die Unterstützung des Publikums war für sie überwältigend. „Ich glaube, ich hatte noch nie ein Publikum, das so sehr auf meiner Seite war“, sagte Williams, die die „Let’s go, Venus!“-Rufe von den Rängen sichtlich genoss.
Ein emotionaler Rückblick auf eine schwere Zeit
Bei der anschließenden Pressekonferenz wirkte Williams zunächst gelöst, lachte und scherzte mit den Journalisten. Das änderte sich jedoch, als eine Frage sie an ihre lange Leidensgeschichte mit Verletzungen und Krankheiten erinnerte. Auf die Frage, was sie sich mit ihrem Comeback selbst bewiesen habe, antwortete sie nachdenklich: „Ich denke, für mich ging es bei der Rückkehr auf den Platz darum, mir die Chance zu geben, gesünder zu spielen. Wenn man nicht fit ist, beeinflusst das nicht nur den Körper, sondern man ist auch mental blockiert. Es war schön, sich freier zu fühlen.“
Bei diesen letzten Worten senkte sie den Kopf, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Nach einigen Sekunden des Schweigens beendete der Moderator die Fragerunde. Ihr Auftritt war erst das vierte Einzelmatch nach einer 16-monatigen Pause, die unter anderem durch eine Operation wegen Myomen in der Gebärmutter im vergangenen Jahr bedingt war. „Mein Team und ich haben so hart und so schnell gearbeitet, wie wir konnten. Wir haben buchstäblich keinen einzigen Tag freigenommen“, erklärte sie die intensive Vorbereitung der letzten drei Monate.
Große Überraschung: Keys scheitert an Zarazua
Während der Abend für Williams emotional zu Ende ging, gab es auf einem anderen Platz eine Sensation. Die amtierende Australian-Open-Siegerin Madison Keys musste sich überraschend der Mexikanerin Renata Zarazua geschlagen geben. In einem dramatischen Dreisatzmatch setzte sich Zarazua mit 6:7(10), 7:6(3), 7:5 durch und feierte damit den größten Sieg ihrer Karriere. Für die nur 1,60 Meter große Mexikanerin war allein der Auftritt im riesigen Arthur Ashe Stadium ein Erlebnis: „Als ich hier reinkam, dachte ich nur: ‚Wow, das ist riesig.‘“
Keys, die US-Open-Finalistin von 2016, haderte während des gesamten Spiels mit ihrer Form und produzierte am Ende sage und schreibe 89 unerzwungene Fehler.
Tiafoe kämpft sich in die nächste Runde
Besser erging es Frances Tiafoe, der sich nach einem harten Kampf gegen den Japaner Yoshihito Nishioka mit 6:3, 7:6(6), 6:3 durchsetzte. Vor allem im zweiten Satz bewies der Halbfinalist des Vorjahres Nervenstärke, als er zwei Satzbälle abwehrte. Angetrieben vom New Yorker Publikum, entschied er einen entscheidenden Ballwechsel über zehn Schläge im Tiebreak für sich und ließ danach nichts mehr anbrennen. Souveräne Siege feierten an diesem Tag auch Carlos Alcaraz, Mirra Andreeva und Casper Ruud, die ihren Favoritenrollen gerecht wurden.